Gasschutz auf Kokereien und Hütten

 

Das Saarland war das Mutterland des deutschen Gasschutzes. Gasschutz kam vom Bergbau zur Hütte, dann zu den Feuerwehren und schliesslich zu den Sanitätskolonnen. Schon vor 1914 arbeiteten Bergbau und Hütte zusammen. Die Ausbildung der Mannschaften geschieht nach den Vorgaben die sich im Bergbau bewährt hatten. Die ersten Hüttenrettungsstellen wurden von 1905 bis 1910 durch die Firma Bach & Co. eingerichtet.
In den 1930er Jahren waren auf allen Hütten im Saarland die Hochleistungs-Selbstretter Dräger-Tübben im Einsatz.

 


                                    Gasschutztrupp im Rheinland mit Selbstretter Dräger-Tübben-Modell 1924                    Dräger-Hefte

 

Im Jahre 1929 wurden nach den Richtlinien de Hauptstelle in Essen auf allen Kokereien und Nebengewinnungsanlagen des rheinisch-westfälischen Industriegebietes Gasschutzwehren aufgestellt u.a. auch auf der Grosskokerei der Zeche Minister-Stein die zur Bergbaugruppe Dortmund gehörte. Anfangs war diese mit 1 Frischluftgerät und 2 Kreislaufgeräten für 1 Stunde Gebrauchsdauer ausgerüstet. Nach den neuen Richtlinien war die Kokerei ausgestattet mit: mit:                                                                                                                                                                                                                   7 Dräger-Kreislaufgeräten für 1 Stunde Gebrauchsdauer und zwar                                                                                               3 Dräger Modelle 1928

2 Dräger Modelle 1931

4 Dräger Injektor-Frischluftgeräte

18 Gasschutzmasken

1 Rauchhelm

1 Pulmotor

Dichtprüfgerät

Ausserdem wurden im Grossgasometer 1 Dräger-Zweistundengerät Modell 160 und 6 CO-Filtergeräte bereitgehalten. Die Gasschutzwehr setzte sich aus 1 Oberführer, 3 Führern und 11 Wehrmännern zusammen.

      
Die Hauptstelle für das Grubenrettungswesen in Essen berichtete aus ihrer Tätigkeit im Jahre 1929.

Die Entwicklung der Kokereibetriebe und ihrer Nebenproduktanlagen hat es mit sich gebracht das vielfach Arbeiten in giftigen Gasen auszuführen sind. Dies gab Betrieben Veranlassung sich mit Gasschutzgeräten in größeren Umfang auszurüsten. Da aber die Verwendung von Gasschutzgeräten von nicht im Gasschutz geschulten Leuten für die Geräteträger nicht ohne Gefahr ist, hat die Hauptstelle für das Grubenrettungswesen in Essen eine besondere Organisation des Gasschutzes für diese Betriebe geschaffen, die sich in ähnlicher Weise jedoch in einfacherer Form als die der Grubenwehr aufbaut. Die Grundlagen bilden Richtlinien für den Gasschutz auf Kokereien und Nebenproduktanlagen. Für diese Zwecke hat die Hauptstelle eine besondere Übungsanlage errichtet, eine besondere Kesselanlage die den Verhältnissen der Kokereibetriebe entspricht. Diese Kesselanlage ist im Hof der Hauptstelle errichtet worden und besteht aus vier miteinander verbundenen Einzelkesseln. In den Kesseln sind Vorrichtungen angebracht die eine fachgerechte Übung in Gas ermöglicht.

 

                                                                                        Gasschutzwehr 1929               Dräger-Hefte

 

Während die Einrichtungen und Unterhaltungen von Grubenwehren den Gasschutzdienst auf den Zechen schon seit langer Zeit in mustergültiger Weise einheitlich geregelt wurde, war in dieser Hinsicht auf Kokereien kaum etwas geschehen. Die Folgen konnten nicht ausbleiben. Es ereigneten sich Unglücksfälle zum Teil dadurch, dass Arbeiten in unatembaren giftigen Gasen ohne Gasschutzgeräte ausgeführt wurden, zum Teil aber auch durch falsche Anwendung von Gasschutzgeräten und mangelhafter Ausbildung der Geräteträger. Diese Unglücksfälle gaben Anfang 1930 dem Verein für die bergbaulichen Interessen Essen den Anlass auch für den Gasschutz auf Kokereien Richtlinien durch die Grubenrettungszentrale aufstellen zu lassen. In mustergültiger Weise hatte die Zentralkokerei Hansa in Dortmund-Huckarde ihren Gasschutz aufgezogen. Die Gasschutzgeräte wurden im Verwaltungsgebäude untergebracht. Dieses waren:
5 KG-Geräte von Draeger Modell 1928. Drei Schlauch und einige Filtergeräte.1 Prüfgerät, 1 Dichtigkeitsprüfer, 6 Rettungsleinen und die Reserveteile für die KG-Geräte. 2 Pulmotore und 2 Fries-Apparate. Eine Inhalationseinrichtung mit Medikamentenvernebelung zur gleichzeitigen Behandlung von 2 Gasvergifteten. Die Gasschutzwehr setzte sich aus 1 Oberführer, 3 Führern, 3 Reseveführern, 12 Mannschaften und 1 Gerätewart zusammen.

 

                                                                 Gasschutzraum der Zentralkokerei Hansa  1930

 

Auf den beiden Zentralkokereien der Bergbaugruppe Hamborn im Jahr 1930 stellte man fest, dass überwiegend noch ältere Sauerstoff-Kreislaufgeräte der Bauart Dräger SS, Westfalia 1912, Westfalia 1909 und  Druckschlauchgeräte Westfalia und König in Gebrauch waren. Es wurde das Dräger-Klein-Gassauerstoffgerät Modell 1928 , mit konstanter Dosierung angeschafft sowie Dräger-Injektor-Schlauchgeräte Bauart 1930.

 

                                                        Teilnehmer eines Kokerei-Gasschutzlehrgangs in Essen  1930

Dräger-Klein-Gasschutzgerät Modell 130.

Dieses Gerät gab es mit konstanter und mit lungenautomatischer Sauerstoffdosierung oder nur mit konstanter Sauerstoffdosierung. Das Gerätemodell mit lungenautomatischer Sauerstoffdosierung arbeitete mit einer konstanten Dosierung von 1,5 l/min. Das gerät mit nur konstanter Dosierung gab der Einatemluft eine Sauerstoffmenge von 2 l/min. Neu bei diesem Gerät ist, dass ein Warnsignal als ständiges Bauteil eingebaut wurde. Diese Warnvorrichtung ist so eingebaut, dass bei geschlossenem Sauerstoffzylinder ein Hupsignal ertönt. Es gab noch 1933 Weltweit eine grosse Gruppe von Sicherheitsingenieuren die der Ansicht waren, das jede Sicherheitseinrichtung nur die Unsicherheit erhöht, denn im Ernstfall hat nur das "Einfache" Erfolg.

Dieses Gerät wurde in der Zeit vom 26.August 1933 bis 24.März 1936,   3000 mal verkauft

                                                                                          Dräger KG Modell 130      Dräger-Heft

 

 Aufbewahrungsschrank für Atemschutzgeräte Dräger auf der Kokerei Thyssen 3/7 in Hamborn  1931         Dräger-Hefte

 

                                                Dräger-Injektor-Schlauchgerät bei Arbeiten in einer Kokerei    1931

 

                                            Tor, Sanitäts und Übungsgebäude der Zentral-Kokerei Prosper  1934    Dräger-Hefte

 

                                                     Gasschutztrupp mit Dräger-Selbstretter Modell 200 im Jahr 1936

                                                   Geräteraum der Kokerei Zeche Minister-Stein   1936    Dräger-Hefte

 

 

Bis zum zweiten Weltkrieg waren überwiegend Sauerstoff-Kreislaufgeräte mit kurzer Reichweite eingesetzt worden. Seit den 1950er Jahren verstärkt Behältergeräte entwickelt. Hierbei handelte es sich um Reservoirgeräte, die bis heute als Pressluftatmer bezeichnet werden. Das erste brauchbare Behältergerät war das Auergerät                " Audos OR Modell 25 "aus dem Jahr 1925.

1954 wurde ein Druckluft-Behältergeräte von der Firma Auer zugelassen. 1955 der Pressluftatmer von Dräger PA 33 sowie von der Firma Kurt Matter aus Karlsruhe die Pressluftatmer RT 33/1200 und RT 44/1600