Grubenunglück auf dem Bergwerk Radbod 1908

 

 

Zwei Wochen vor der Katastrophe habe es schon eine Schlagwetterexplosion gegeben und in den zehn Monaten zuvor waren sechs Bergleute tödlich verunglückt.

 

Das Grubenunglück 1908 auf der Zeche Radbod war eines der schwersten Bergwerksunglücke der deutschen Geschichte. Am frühen Morgen des 12. November 1908 ereignete sich um 4.20 Uhr auf der dritten Sohle der Schachtanlage Radbod  in 850 Meter Tiefe eine schwere Schlagwetter-Explosion. 350 Bergleute fanden unter Tage den Tod bzw. starben kurz danach an ihren schweren Verletzungen. Die Mehrzahl der Toten waren Deutsche und Österreicher, aber auch Italiener, Slowenen, Holländer, Polen und Ungarn. Rund 300 Frauen mit insgesamt 800 Kindern wurden zu Witwen oder verloren ihre Söhne.

Im November 1908 hatte sich die Radbod-Belegschaft innerhalb eines Jahres auf insgesamt 1.805 Beschäftigte verdreifacht, davon 1.320 unter Tage. In der Regel waren auf der Früh- und Mittagsschicht je 500 Bergleute und in der Nachtschicht rund 320 Bergleute eingesetzt. Zur Nachtschicht am 11. November 1908 waren insgesamt 384 Bergleute eingefahren, 378 Arbeiter und 6 Beamte.

Entweder durch eine defekte Grubenlampe oder eine durchgeführte Sprengung in einem Flöz wurde um 4.20 Uhr auf der dritten Sohle eine heftige, kombinierte Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosion ausgelöst. Fast die gesamte Mannschaft der Nachtschicht kam dabei entweder unmittelbar oder in den folgenden Tagen ums Leben. In den Stunden nach dem Unglück konnten 30 teilweise schwer verletzte Bergleute und lediglich 37 der Toten geborgen werden. Die überwiegende Zahl der Toten (287 Kumpel) wurden erst zwischen September 1909 und Dezember 1910 geborgen; 14 Bergleute blieben für immer im Berg.

Die nach der Explosion wütenden Grubenbrände zwangen die Zechenleitung, die Grube bis 200 m über der ersten Sohle zu fluten. Mit dem Sümpfen der Zeche begann man am 17. Dezember 1908, die Arbeiten dauerten bis zum 25. Februar 1909. Dann unternahm man eine erste Grubenfahrt, um die Schäden zu sichten. Bereits im Oktober wurde mit 701 Bergleuten die Förderung wieder aufgenommen, dennoch zogen sich die Aufwältigungsarbeiten bis ins Jahr 1910 hin.

Das Unglück löste eine politische Diskussion über Arbeiterschutzmaßnahmen und Aufsichtspflichten aus, insbesondere wurde ein Arbeitsschutzgesetz gefordert. Als Folge dieses Unglücks wurde im Deutschen Reich angeordnet, das alle Benzin Grubenlampen abgeschafft und durch neuartige elektrische Sicherheitslampen ersetzt werden. Zuerst wurden diese auf der Zeche Radbod eingeführt. In Kohle durfte nicht mehr geschossen werden. Hohlräume mussten dicht verfüllt werden.

 

 

 

               Verbrannte Taschenuhr und zerstörte Grubenlampe vom Unglück auf der Zeche Radbod  1908