Desinfektion von Gasschutzgeräten
Reinigen und Desinfizieren der Apparate 1925
Das Reinigen und Desinfizieren der Apparate ist nach jedem Gebrauch eine unbedingte Notwendigkeit. Es geschieht dadurch das in abgekochtes, aber nicht mehr heisses Wasser einige Tropfen Lysol
gegossen und die Apparateteile darin sauber gewaschen werden. Dann nimmt man abermals abgekochtes Wasser, schüttet essigsaure Tonerde hinein ( auf 2 Liter Wasser einen Löffel essigsaure Tonerde )
und lässt die Apparateteile einige Zeit darin liegen. Hierauf spült man mit reinem kühlem Wasser nach, keinesfalls dürfen die Teile unter Wasserleitungshähne gehalten werden, da hierdurch die
Ventile beschädigt werden. Die Apparateteile lässt man möglichst im Freien austrocknen, keinesfalls dürfen die gereinigten Teile, vor allem die Gummiteile, mit Gewalt an Heizkörpern, Dampfrohre
usw. getrocknet werden, da durch diese beschleunigte Trocknung die Gummiplatten zusammen kleben, wodurch die Atmung sehr erschwert bzw. unmöglich gemacht werden kann.
Desinfizieren und Trocknen 1930
Die Desinfektion der Gasschutzgeräte und das Trocknengereinigter Atemschläuche , Atemsäcke, Umlaufrohre und sonstigen hohlen Bestandteile der Sauerstoffgeräte bereitete bisher grosse Schwierigkeiten. Bei der Desinfektion im Tauchverfahren gelang die Entfernung der Desinfektionsflüssigkeit, zu dieser Zeit wurde Chinosol verwendet ( 1:1000 im Wasser), nur nach langem Trockenprozess, ohne den unangenehmen Geruch des Desinfektionsmittels ganz entfernen zu können. Ebenso mussten die mit Wasser gereinigten oder durchspülten Geräteteile längere Zeit zum Austrocknen aufgehängt werden. Wurde mit künstlicher Wärmegetrocknet, so litt der Gummi, wurde mit natürlicher Wärme getrocknet, so nahm der Trockenprozess längere Zeit in Anspruch. Es wurde daher eine Vorrichtung geschaffen, die die Desinfektion und Trockenzeit der Geräteteile herabsetzte. Ein Ventilator erzeugte einen starken Luftstrom. Der vorgewärmte Luftstrom geht in einen Behälter in dem ein Gefäss mit Desinfektionsflüssigkeit steht und über die Desinfektionsflüssigkeit streicht. Der vorgewärmte mit dem Gas der Desinfektionsflüssigkeit gesättigte Luftstrom durchströmt die angeschlossenen Geräteteile und trocknet und desinfiziert in kurzer Zeit.
Reinigungs und Desinfektionsanlage für Atemschläuche 1931 Dräger-Hefte
Im Jahre 1932
Nicht allein aus ästhetischen sondern vor allem aus hygienischen Gründen ist eine Reinigung und
Desinfektion von Gasschutzgeräteteilen ein dringendes Erfordernis, wobei gleichzeitig besonderen Wert darauf gelegt werden muß, eine Schädigung der Geräteteile zu vermeiden. Sowohl in der
Reinigung als auch in der Desinfektion ist in den ersten Anfängen mehr geschadet als genützt worden. Es ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen Reinigung und Desinfektion. In der Praxis kommt
es recht häufig vor das diese Begriffe in ihrer Auslegung ziemlich gleichgestellt wurden und führt als Beweismittel an, daß Seifenwasser oder Sodawasser unbedingt desinfizierende Eigenschaften
haben. Das diese Ansicht keineswegs zu Recht besteht, ergibt sich vor allem aus der Tatsache, daß die meisten Bakterien diese Behandlungsart überstehen und lebensgefährlich bleiben, wenn
nicht Gegenstände wie Speichelfänger mit Seifenlösung oder Sodalösung gekocht wurden. Man war der Meinung das die mit den Ausscheidungen der Haut, dem Speichel und der Ausatemluft in die Atemwege
des Gasschutzgerätes beförderten und an den Wandungen der Atemschläuche hängenden Keime nur sehr ungünstige Lebensbedingungen antreffen und in kürzester Zeit zugrunde gehen. Wir wissen heute (
1932 ) aber, daß bekannte Bakterien wie Tuberkelbazillen und Eitererreger, Typhusbazillen und Diphtherieerreger eine erhebliche Resistenz gegen physikalische und chemische Einflüsse haben. Beim
späteren Übertritt in die Atmungsorgane und in den Körper finden diese Bakterien günstigere Lebensbedingungen vor und entwickeln sich hier schnell. Zu bedenken ist ferner das diejenigen Teile des
Gasschutzgerätes die unmittelbar mit dem menschlichen Organismus in Berührung stehen, Mundstück, Nasenklemme, Atembeutel und Speichelfänger, in besonderem Maße der Gefahr ausgesetzt sind, mit
Bakterien aller Art unter Mithilfe von Speichel und Schleim behaftet zu werden.
Welches Desinfektionsmittel soll Verwendung finden
Da an ein wirksames Desinfektionsmittel die verschiedenartigsten
Anforderungen gestellt werden, es soll gründlich, zuverlässig, wirksam, ungiftig und geruchlos, leicht in der Handhabung, nicht kostspielig sein, Gummi, Metall und Lederteile dürfen durch die
Desinfektion nicht beschädigt oder chemisch verändert werden. Verlangt wird weiterhin das von dem desinfizierten Gegenstand festgehaltene Anteile des Desinfektionsmittels die Möglicherweise nach
Anlegen des Gerätes infolge der Wärmeentwicklung frei werden, weder Gesundheit noch hautschädigende Eigenschaften haben. Daraus würde sich die Forderung ergeben, daß das zur Anwendung kommende
Desinfizierungsmittel leicht wasserlöslich und damit gut ausspülbar und leicht zu entfernen ist. Auf der Suche nach einem derartigen Desinfektionsmittel hat man eine größere Anzahl der
verschiedenartigen Stoffe einer Prüfung unterzogen. Alkohol beeinträchtigt die Wirksamkeit der Alkalipatrone erheblich, die Verwendung reines Alkohols in Form von einer 60% wässriger Lösung
stellt mit Rücksicht auf den hohen Preis und die Trinkbarkeit ein unrationelles Verfahren dar. Dagegen ist der 60% ige Alkohol für die Desinfektion kleinerer Geräteteile wie Mundstück,
Nasenklemmen beibehalten worden. Ein vielseitig benutztes Desinfektionsmittel ist auch das Lysoform, ein Seifenpräparat mit einem Anteil von 6% - 7% Formalin. Verwendung fand auch das
Infektionsmittel Sublimat welches speziell für die Gerätedesinfektion empfohlen wurde. Auch das Wasserstoffsuperoxyd gehörte zu den Desinfektionsmitteln die vielseitig in der Gerätebehandlung
angewendet worden sind. Das zweifellos am meisten gebräuchliche Desinfektionsmittel ist das Chinosol ( Oxychinolinsulfat ) Dieses kristallische Pulver besitzt keinerlei giftige oder schädliche
Eigenschaften. Die verschiedenartigen Materialien aus denen die Geräteteile gefertigt sind, werden durch Chinosol nicht angegriffen oder verändert. Sehr verbreitet war auch das Mittel Formalin
welches für die Teildesinfektion sowie auch für das ganze Gerät außerordentlich wertvoll war. Man hat allerdings gegen die Anwendung dieses Mittels ins Feld geführt, daß der Formalingeruch
die Atemschläuche lange Zeit hindurch anhaftet und Mißbehagen errege. Auch ist es zu Reizerscheinungen der Schleimhäute von Nase und Rachen gekommen. Dem muß entgegengehalten werden das dieses
nur durch eine unsachgemäße Desinfektion herbeigeführt werden kann. An jede Formaldehyd - Desinfektion muß unbedingt zur Beseitigung der den Geräteteilen anhaftenden Formaldehydresten eine
Ammoniakdurchgasung anschließen. Der jetzt anhaftende Ammoniakgeruch läßt sich durch Lüften beseitigen. Die Vorteile des Formaldehyd-Verfahrens gegenüber den nassen Desinfektions-Methoden
in Bezug auf Schnelligkeit der praktischen Ausführung und absolute Sicherheit in der Desinfektionswirkung steht das Verfahren zweifellos an erster Stelle.
Nun stellt sich die Frage. " Wann soll desinfiziert werden ". Eine Desinfektion soll nur dann angewendet werden wenn die Reinigung der Geräteteile mit Seife oder
einer Sodalösung als unzureichend angesehen werden kann. Allgemein kann man sagen, daß diejenigen Geräte die von ein und demselben Mann ständig benutzt werden nur in solchen Fällen desinfiziert
werden müssen, wo eine ansteckende Krankheit vorgelegen hat. Das gleiche gilt auch für die Fälle wo das Gerät seinen Besitzer wechselt. Liegt eine ansteckende Erkrankung des Geräteträgers nicht
vor, so genügt ganz allgemein eine gründliche mechanische Reinigung der in Betracht kommenden Einzelteile. Eine Ausnahme macht hier die Nasenklemme und die Mundstücke. Da diese besonders zu
Veranlassung von Krankheitsübertragungen geben, sind diese Teile stehts nach Gebrauch gründlich zu desinfizieren.
Das Desinfektionsverfahren in seiner Ausführung:
1.Auswaschen oder Abwaschen mit einem saugenden
Lappen oder Schwamm, der mit der Desinfektionslösung getränkt ist unter Zuhilfenahme einer nicht zu harten Bürste.
2.Einlegen der zu desinfizierenden Gegenstände in die Desinfektionslösung
3.Einfaches Durchspülen der zweckentsprechend aufgehängten Gegenstände mittels Desinfektionslösung
4.Vergasen oder Zerstäuben des betreffenden Desinfektionsmittels in besonderen für diese Zwecke geeigneten Schränken
5.Durchspülen der Gegenstände mit einem Luftstrom der mit dem vergasten oder vernebelten Desinfektionsmittel beladen ist
6.Auskochen beständiger Gegenstände in heißem Wasser
Für Masken und Filter wird das Verfahren 1, 4 oder 5 verwendet. Das Verfahren 2 kommt für kleinere Einzelteile wie Mundstücke, Nasenklemmen, Speichelfänger,
Verbindungsstücke, Ventilkästen und Schläuche in Betracht. Hier gilt wie auch sonst ganz allgemein: " Je länger die Einwirkungszeit um so sicherer die Desinfektion ".
Atem und Verbindungsschläuche können entweder nach 3 oder 5 behandelt werden.
Grundlagen der Formalin-Desinfektion
Wir kennen bis heute (1934) kein anderes Mittel das auf die Gebrauchs und
Einrichtungsgegenstände des alltäglichen Lebens so wenig schädigend einwirkt und dabei eine so grosse Desinfektionswirkung erzielt wie Formalin. Dazu benutzte die Grubenwehr einen
Desinfektionsschrank wo allein schon die ständige Umwälzung der formalinhaltigen Luft mittels Ventilator sehr gute Desinfektionswerte erzielte. Weiterhin war zu beachten das die Einwirkung des
Formaldehyds unter hohen Temperaturen erfolgte.
Um die Zeit der Desinfektion zu verkürzen und um schädigende Einflüsse auf das Material der Geräte zu vermeiden, ist eine besondere Konzentration des Formaldehyds, abgestimmt auf den Kubikinhalt des Desinfektionsschrankes erforderlich. Ausserdem ist für eine dauerhafte Zirkulation des Formaldehyds zu sorgen und es muss Sorgfalt verwendet werden, dass der anhaftende Formalingeruch beseitigt wird. Da Ammoniak sich mit Formaldehyd unter Bildung einer unschädlichen Verbindung umsetzt, kann man nach der Desinfektion mit einer Vergasung mittels Ammoniak jeden Resz von Formaldehyd unwirksam machen.
Dräger Desinfektionsschrank Dräger-Hefte
Sagrotan
Im Jahr 1935 wurde für den Bergbau das Desinfektionsmittel " Sagrotan " vorgestellt. Infolge seiner seifigen Beschaffenheit hatte es reinigende Eigenschaften. Es
hatte eine ausreichende bakterientötende Wirkung und eine stärkere keimtötende Kraft als Formaldehydpräparate.
Desinfektion von Gasschutzgeräten 1955
Nach der Reinigung der Einzelteile eines Gerätes erfolgt ihre Desinfektion, d.h. ihre Befreiung von Krankheitskeimen. Es gibt verschiedene Desinfektionsmittel u.a.
Formalin in wässriger Lösung 1:1000 in Wasser, Chinosol in wässriger Lösung 1:1000, Paraformaldehyd das beim Erwärmen keimtötende Dämpfe entwickelt und viele andere. In neuerer Zeit wurden
Desinfektionsschränke entwickelt die die einzelnen Teile hineingehängt und darin etwa 7 Stunden lang Formaldehyddämpfe ausgesetzt werden. Nach erfolgter Desinfektion müssen die Teile gründlich
durchgelüftet werden.